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Der seltene Match – was eine Blutstammzellenspende bedeutet

Ethische Aspekte

Blutstammzellen spenden bedeutet, dass man sich auch mit ethischen Fragen auseinandersetzt: Sollte ich wählen dürfen, wer meine Blutstammzellen erhält? Warum erhalte ich für meine Spende keine Gegenleistung? Wie gehe ich damit um, dass ich die Empfängerin oder den Empfänger meiner Spende nicht persönlich kennenlernen darf?

  • Sie setzen sich mit der Motivation von Spenderinnen und Spendern auseinander.
  • Sie lernen die vier ethischen Prinzipien der Blutstammzellspende kennen.
  • Sie reflektieren Argumente für und gegen eine Spende und bilden sich aktiv eine Meinung.

Im Fall von Leukämie und anderen lebensbedrohlichen Blutkrankheiten ist eine Blutstammzellspende für die kranke Person häufig die letzte Chance auf Heilung und Überleben. Mit einer Transplantation von funktionstüchtigen Blutstammzellen kann das Knochenmark seine Funktion zur gesunden Blutproduktion zurückgewinnen.

Zum Schutz von Patientinnen und Patienten sowie spendenden Personen basiert die Blutstammzellenspende in der Schweiz auf vier Prinzipien: Solidarität, Freiwilligkeit, Anonymität und Unentgeltlichkeit.

Informieren Sie sich über die vier Prinzipien der Blutstammzellspende. Führen Sie dazu ein Gruppenpuzzle durch.

Stammgruppe
Stammgruppe

Stammgruppen: Teilen Sie sich so in Vierergruppen auf, dass jedes Gruppenmitglied ein anderes Prinzip behandelt.

Einzelarbeit
Einzelarbeit

Einzelarbeit: Lesen Sie den Text zum gewählten oder Ihnen zugeteilten Prinzip. Machen Sie sich zur entsprechenden Diskussionsfrage (s. unten) erste Notizen im Lernjournal.

Expertengruppe
Expertengruppe

Expertengruppen: Alle, die dasselbe Prinzip gewählt haben, setzen sich zusammen. Diskutieren Sie Ihr Prinzip in der Gruppe und beantworten Sie gemeinsam die entsprechende Diskussionsfrage. Halten Sie Ihr Ergebnis im Lernjournal fest.

Stammgruppe
Stammgruppe

Zurück in der Stammgruppe: Jedes Gruppenmitglied stellt nun sein erarbeitetes Prinzip kurz vor. Diskutieren Sie, welche Begründung hinter dem Prinzip steckt und ob Sie diese nachvollziehen können. Notieren Sie Ihr Fazit zur Diskussion im Lernjournal.

Prinzip 1: Solidarität

Registrierte Personen stehen für Patientinnen und Patienten weltweit als potenzielle Spendende zur Verfügung. Die ausschliessliche Registrierung für eine bestimmte Person ist nicht möglich.

Begründung: Die Chance, eine geeignete Spenderin oder einen geeigneten Spender zu finden, ist gering. Eine internationale Suche erhöht die Wahrscheinlichkeit. Aus diesem Grund sind die Register für die Blutstammzellspende der verschiedenen Länder miteinander vernetzt.

In den vergangenen Jahren waren von allen in der Schweiz erfolgten Blutstammzellspenden knapp 90% für ausländische Empfängerinnen und Empfänger bestimmt. Umgekehrt stammten 90% aller Spenden für Schweizer Patientinnen und Patienten aus dem Ausland.

Diskussionsfrage: Was wären mögliche Folgen, wenn Spenderinnen und Spender bestimmen könnten, an wen ihre Spende gehen bzw. nicht gehen soll?

Prinzip 2: Freiwilligkeit

Eine Blutstammzellspende ist immer freiwillig. Spenderinnen und Spender können ihr Einverständnis jederzeit widerrufen.

Begründung: Eine Spende ist auch ein Eingriff in den Körper, der – medizinisch gesehen – für die Spenderin respektive den Spender nicht notwendig ist. Die Entscheidung zur Spende muss aus eigener Überzeugung getroffen werden. Niemand darf gegen den eigenen Willen zum Spenden gezwungen werden.

Diskussionsfrage: Was wäre, wenn die Registrierung zur Spende für alle Pflicht wäre?

Prinzip 3: Anonymität

Die spendende und die empfangende Person bleiben stets anonym und dürfen sich nicht persönlich kennenlernen. Auf Wunsch ist es möglich, einmalig einen anonymen Brief auszutauschen. 

Begründung: Die Anonymität schützt Spendende und Empfangende und vermeidet gegenseitigen Druck.

  • Eine Spenderin oder ein Spender darf nicht die Möglichkeit haben, von einer geheilten Empfängerin oder einem Empfänger eine Gegenleistung einzufordern.
  • Umgekehrt dürfen Angehörige der erkrankten Person die spendende Person nicht dafür verantwortlich machen können, wenn die Transplantation nicht erfolgreich war.

Diskussionsfrage: Welche Auswirkungen hätte eine nicht-anonyme Spende?

Anonymer Briefwechsel
Die Spenderinnen und Spender haben die Möglichkeit, der erkrankten Person einen anonymen Brief zu schicken und ihr gute Wünsche zur Genesung zu übermitteln. Umgekehrt kann auch die Empfängerin oder der Empfänger «ihrer Spenderin» oder «ihrem Spender» schreiben und so persönlich Dank und Anerkennung aussprechen. Dieser briefliche Austausch wird über Blutspende SRK Schweiz abgewickelt, die u.U. Hinweise auf die Identität einer Person zensiert.

Wichtig: International gelten in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Regelungen bezüglich Anonymität. Das kann zur Folge haben, dass Briefe eventuell nicht weitergeleitet werden dürfen.

Prinzip 4: Unentgeltlichkeit

Bei einer Spende von Blutstammzellen besteht kein Anspruch auf finanzielle Entschädigung. Es werden jedoch alle anfallenden Kosten im Zusammenhang mit der Spende von der Krankenversicherung sowie von Blutspende SRK Schweiz übernommen.

Begründung: Die Spende von Blutstammzellen wie auch die Transplantation unterliegen internationalen ethischen Richtlinien, die keine finanziellen Anreize zulassen. Damit wird sichergestellt, dass Menschen in Geldnot nicht zu oft spenden (Schutz der Spenderinnen und Spender) oder bei den Kriterien falsche Angaben machen, z.B. in Bezug auf das sexuelle Risikoverhalten oder den Drogenkonsum (Schutz der Patientinnen und Patienten).

Diskussionsfrage: Was würde passieren, wenn für Spenden Geld ausbezahlt würde?

Welche Gründe sprechen für oder gegen eine Spende von Blutstammzellen? Bearbeiten Sie die folgenden Aufgaben und bilden Sie sich eine eigene Meinung.

7a) Informieren Sie sich über die Beweggründe von Schweizer Spenderinnen und Spendern. Wählen Sie dazu eine der beiden Spende-Geschichten aus und finden Sie heraus, warum sich Cédric oder Mirjam registriert haben:

7b) Sammeln Sie zu zweit Argumente für eine Spende (Pro) und gegen eine Spende (Kontra) und halten Sie sie im Lernjournal fest. Achten Sie darauf, dass die Argumente klar und nachvollziehbar sind. Anschliessend werden die gesammelten Argumente in der Klasse besprochen.